Zielsicher: für Schulen.

Soziales Lernen als übergeordnetes Ziel

Kinder lernen vor allem dadurch, dass sie sich Verhaltensweisen (die guten und die weniger guten) ihrer Vorbildern abschauen und nachmachen. Die handlungsorientierte und problemlösende Vorgehensweise der Workshops steht im Vordergrund, um zur Gestaltung der individuellen Persönlichkeit und Selbstwirksamkeit jeder/s Einzelnen beizutragen. Die Kinder werden hierbei in Spielen, Übungen, Gesprächen, Rollenspielen und kreativen Übungen angeregt, Konflikte zu erkennen und zu lösen.

Konfliktlösung, gewaltfreie Selbstbehauptung und Gewaltprävention

Eine Auseinandersetzung gehört in der Schule, wie auch in der Familie, zum Alltag dazu. Konflikte sind ein Bestandteil menschlicher Kommunikation und Interaktion und ein wichtiger Entwicklungsschritt um zu lernen, sich durchzusetzen und nachzugeben. Man muss sich Argumente überlegen und Niederlagen akzeptieren lernen. Ein Streit sollte respektvoll und fair, lösungsorientiert und empathisch sein.

Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und Sozialkompetenz 

  • Empathie, Konflikt- und Kritikfähigkeit, Kommunikation und Kooperation
  • Verantwortung für das eigene Wohlergehen und für die Gemeinschaft übernehmen
  • oder ganz einfach: selbstbewusst JA! oder NEIN! sagen

Der Duden beschreibt den Streit folgendermaßen: heftiges Sichauseinandersetzen, Zanken [mit einem persönlichen Gegner] in oft erregten Erörterungen, hitzigen Wortwechseln, oft auch in Handgreiflichkeiten.

Soweit die Theorie. An Orten, wo viele Menschen aufeinandertreffen ist die Wahrscheinlichkeit in einen Streit zu geraten, ungleich größer als in einer kleinen Gruppe. In der Schule kommen die verschiedenen Altersstrukturen hinzu, die eine Auseinandersetzung  zwischen Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Alters oft in eine unfaire Position bringen.

So beißt zuhause der 3-jährige bei einem Streit gerne das 6-jährige Geschwisterkind, um die rhetorische Unterlegenheit auszugleichen und erzielt damit eine große Wirkung. Ebenso ist es leichter, als Siebtklässler in der Schule den Fünftklässler „fertig“ zu machen, da die Antwort / Reaktion vergleichsweise harmlos ausfallen wird hinsichtlich der körperlichen Unterlegenheit.

Traditioneller und digitaler Streitbeginn

Spielt in der analogen Auseinandersetzung die physische Kraft eine wichtige Rolle, schüchtert sie doch das Gegenüber ein, spielt diese in der digitalen Welt vorerst keine Rolle. Zuhause im eigenen Zimmer traut man sich manches über WhatsApp zu schreiben, was in der „Face to face“ Situation  wohlüberlegt sein sollte, da die emotionale Reaktion durchaus körperlich ausfallen könnte.

Weiterhin gilt es, den sogenannten Bystandern und Claqueuren deutlich zu machen, das sie maßgeblich am Verlauf einer Auseinandersetzung beteiligt sind, haben sie doch die Möglichkeit sich für oder gegen die Situation auszusprechen und sich dadurch für die/den Betroffene/n oder den/die Gegner/in zu entscheiden. Den größten Anteil einer Gruppe/ Klasse bilden die „Desinteressierten“, die sich eher zurückziehen bzw. schweigen. Diese müssen mit einer klaren Vorgehensweise zum couragierten Handeln bewegt werden, so dass sie helfen können, sich aber nicht selbst in Gefahr bringen.

Das Ziel der Workshops für Schulklassen befasst sich genau mit dieser Thematik. Wie kann ich deeskalieren, welche Möglichkeiten habe ich, um den Streit zu beenden? Was kann ich als Außenstehender tun?

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die zwei am häufigsten genannten Lösungsvorschläge nicht funktionieren. Sich wegdrehen und ignorieren kann man bei einer einmaligen Situation machen, in der Schule jedoch, wo diese Situation Alltag werden kann, ist das Mobbing vorprogrammiert. Möglichkeit Nummer 2, zurückschlagen bzw. direkt zuschlagen ist als Option völlig verkehrt, denn hierbei handelt es sich um eine Straftat und wird eher zur Eskalation statt zur Deeskalation beitragen. Diese Reaktion sollte ausschließlich im Notfall zum letzten Mittel gehören.

Beide Vorschläge höre ich immer wieder von Kindern, wenn ich die Frage nach den Tipps zur Konfliktlösung von Erwachsenen stelle. Auf diese greifen sie auch zurück, vor allem dann, wenn ihnen niemand eine andere Strategie gezeigt hat und leider auch häufig gesagt wird, sie sollen ihre Konflikte selbstständig lösen. Tun sie dies mit den genannten Optionen, stehen sie vor einem Dilemma. Das Kind mit dem Lösungsvorschlag 1 wird zu hören bekommen, warum es auf die immerwährenden Beleidigungen nichts gesagt hat. Das Kind mit dem Lösungsvorschlag 2 wird sich die Frage stellen lassen müssen, warum es den Konflikt nicht ohne Gewalt gelöst hat. Und das sowohl von den Eltern wie auch der Schule.

Eine weiterhin häufige Verhaltensweise der Kinder und Jugendlichen (aber auch Erwachsenen) stellt das Spiegeln der Strategie des Angreifers dar, was zur Folge hat, dass sich der Streit von der verbalen Phase (auf eine Beleidigung folgt eine Beleidigung, auf schubsen folgt schubsen usw.) zu einer körperlichen Auseinandersetzung aufschaukelt, die in einem unüberschaubaren Wirrwarr endet.

Diese Verwirrung und Strategielosigkeit gilt es zu beenden und einen klaren Handlungsweg aufzuzeigen. Gewaltfreie Selbstbehauptung, Wertschätzung, eine persönliche Haltung und (digitale!)Zivilcourage, sowie Toleranz und Empathie sind unabdingbar.  Und das sowohl bei einem analogen (traditionellen) als auch digitalen Streitbeginn.