Wenn man Kinder fragt, was Selbstverteidigung für sie ist, so sind die Antworten vielfältig. Häufig kommt der Streit mit Gleichaltrigen zur Sprache, der von einer verbalen Auseinandersetzung zu einer Schubserei eskaliert, was die Kappelei unter Geschwistern mit einbezieht. Oft kommt auch der unbekannte Erwachsene mit dem Lieferwagen als Antwort, der Kinder klaut und vor dem man sich schützen muss.
Klassische Ansprache von Kindern durch fremde Erwachsene
Auch die Lösungsvorschläge sind vielseitig. Glücklicherweise ist die am meisten genannte Antwort in Bezug auf den „Kinderklauer“ Weglaufen und Hilfe holen, was die einzige realistische Möglichkeit darstellt. Auch das Vorhandensein von Hilfeinseln in lokalen Geschäften ist vielen bewusst. Fragt man Eltern nach ihren Ängsten bezüglich des Schulwegs ihrer Kinder, lautet die Antwort auch: der unbekannte Erwachsene, der Kinder anspricht und ins Auto lockt. Diese Angst ist berechtigt, jedoch ist dieser Lockversuch im Vergleich zu den heutigen Möglichkeiten eher in den Bereich selten einzuordnen. Über Facebook taucht aber in regelmäßigen Abständen immer wieder diese Warnung auf, was anscheinend viele verschreckt. Würde man im Vergleich die Anspracheversuche von Kindern via Internet bei Facebook posten, wären die Meldungen massenhaft vorhanden!
Der oder die Bekannte
Man weiß, dass sexuell motivierte Straftaten an Kindern von Menschen verübt werden, die häufig im Bekanntenkreis leben oder durch ihre Funktion einen Vertrauensvorsprung bei Kindern haben. Das macht es für Kinder schwieriger zu unterscheiden, wann eine körperliche Grenze überschritten wird und wie sie reagieren müssen, wenn sie in eine solche Situation geraten. Die aktuelle Berichterstattung ist gruselig, erfährt man gefühlt wöchentlich, zu welchen Taten Menschen fähig sind, wenn es um Grausamkeiten (und vor allem die triebhaft begründeten) gegenüber Kindern geht.
Die Antennen der Kinder
Fragt man Kinder danach, wer sie ungefragt anfassen darf und bei wem die Entscheidung darüber liegt, ist die Antwort sehr differenziert aber eindeutig. Sie selbst sind der Entscheider. Und das bei allen Erwachsenen, selbst bei Mama und Papa hat man das Recht zu sagen wenn man eine Umarmung gerade mal nicht möchte, weil man vielleicht beschäftigt ist oder einem gerade nicht danach nicht ist. Die „Antennen“ bzw. das „Bauchgefühl“, sprich Intuition, funktionieren bei Kindern sehr gut und sollten auf gar keinen Fall durch irgendwelche Zwänge oder Befehle („jetzt stell dich nicht so an“) zerstört werden.
Ansprache von Kindern durch Erwachsene heutzutage
Aus Kindersicht ist die Ansprache durch fremde Erwachsene um ein vielfaches schwieriger geworden. Aus der Sicht des Täters ist es wesentlich einfacher geworden! Via social media können Erwachsene, die solche Tendenzen haben, fast unbegrenzt Zugriff auf Kinder und Jugendliche nehmen, ohne das sie ihre wahre Identität preisgeben müssen. Und dabei gehen diese so geschickt vor, dass es für die Kinder und Jugendlichen schnell in einer schwierigen, da erpressbaren Situation endet. Ein aktueller Vorfall betrifft die bei Mädchen sehr beliebte App Musical.ly, wo 15 sec. Tanzvideos aufgenommen und mit der Community geteilt werden. Eine tolle, kreative App, die im ersten Moment auf nichts gefährliches schließen lässt. Am 21.04.2018 hat das Verbraucherportal Mobilsicher jedoch aufgedeckt, das sich eine gruselige Parallelwelt dazu entwickelt hat, voll offener sexueller Nötigung von Kindern.
Cybergrooming
Durch das verheimlichen der wahren Identität durch Fakeprofile, ist es den Kindern quasi nicht mehr möglich zu erkennen, wer sich wirklich dahinter versteckt. „Hallo, wohnst du auch hier in der Stadt?“, „Ich bin auch 12 und mache gern dies und jenes“, „Wollen wir uns mal treffen und gemeinsam etwas machen?“…. Eine solche Falle ist weitaus gefährlicher und schwieriger für jedes Kind oder Jugendlichen, da man mit einer völlig anderen Vorstellung in diese Situation hineingelangt. Und Personen mit pädophilen Hintergedanken finden sich überall dort, wo eine Community gefragt ist, sei es bei Apps wie Instagram, Facebook oder Snapchat, aber auch bei online PC Spielen.
Vertrauen und Wachsamkeit = Sicherheit
Es ist wichtig, beide Möglichkeiten der Ansprache durch Erwachsene zu besprechen, den Kindern zu zeigen, dass man (die Eltern) sich damit auskennen und konkrete Verhaltensweisen als Lösungsmöglichkeit vorstellen. Nur dann schafft man es, dass diese unheimliche Tendenz, Kinder sexuell zu nötigen oder auch schlimmeres, offen und ehrlich besprochen wird. Das ist meiner Ansicht nach der beste Schutz, da Vertrauen aufgebaut wird das vor allem dann eine große Wichtigkeit hat, wenn man als Kind in eine solche Falle getappt ist. Alleine der Hinweis, das man nie mit einem Fremden mitzugehen hat und im Internet aufpassen soll reicht nicht. Kinder haben glücklicherweise in den meisten Fällen keine Ahnung davon, wie grausam Erwachsene sein können aber es ist wichtig, sie davon kindgerecht in Kenntnis zu setzen, da sie ohne dieses Wissen niemals erkennen werden, wenn Gefahr in Verzug ist. Und sich aus solch einer Situation „herauszuschlagen“ ist nahezu aussichtslos.